Von der Geschäftstüchtigkeit am englischen Hofe
Im Jahre 1991 wurde mit der Vermarktung des exzellenten Jahrganges 1990 im Monat
Mai begonnen. Wie in jedem Jahr fragte eine der renommiertesten Weinhändler Londons
nach der üblichen Menge von 120 Flaschen Abtsberg Kabinett. Die Verfügbarkeit des
Weines wurde kurz bestätigt, doch eine formelle Order wurde nicht übersandt. Im
Monat November kam dann die Bitte auf Lieferung der genannten Weinmenge, wonach
aus Grünhaus mit Bedauern der Ausverkauf des gewünschten Weines gemeldet werden
musste.
Nach kurzer Zeit kam aus London ein Brief in ungewöhnlich scharfem Ton und darin
wurde dargelegt, dass wie jedem Jahr die 120 Flaschen des Abtsberg Kabinett für
den Keller des Buckingham Palace bestimmt seien und man nicht bereit wäre den guten
Jahrgang 1990 auszulassen – man bat um Vorschläge. In einem sehr freundlichen Antwortschreiben
wurden aus Grünhaus 120 Flaschen der glücklicherweise noch vorhandenen Abtsberg
Spätlese zum niedrigeren Preis des Kabinettweines angeboten, um diesen wichtigen
Kunden wieder versöhnlich zu stimmen.
Die Antwort aus London kam schnell und unerwartet: „Buckingham Palace ist sehr erfreut
über diesen Vorschlag, bittet aber die Auftragsmenge in diesem Falle von 120 auf
240 Flaschen der angebotenen Spätlese zum niedrigen Preis des Kabinettweines zu
erhöhen. Niemand behaupte, die Mitglieder des königlichen Hofes in London seien
nicht außerordentlich geschäftstüchtig!
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